Rückblick Teil 13 bis 16

Nach dem etwas dramatisch zugespitzten Bild des “Trio Infernale” aus Effizienz, Externen Kosten und Konkurrenz und nach der ironisch makabren Fabel über die “wahren” Gründe für das plötzliche Aussterben der Dinosaurier, erläutert Prof. Accola am Beispiel des durstigen Wanderers das “Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen”: Der Genuss (und damit auch der Wert, den man den Dingen des täglichen Lebens beimisst) ist nicht objektiv bzw. allgemeingültig feststellbar. Er hängt entscheidend davon ab, in welchem Zustand der Sättigung man sich gerade befindet. Mit zunehmender Sättigung verringert sich der Genuss – um ab einem bestimmten Punkt der Sättigung ins Gegenteil umzuschlagen: Aus Genuss wird Überdruss!
Das gelte für alle sich organisch entwickelnden Systeme, aber nicht für die Kategorien Geld, Gewinn oder Vermögen, so Prof. Accola, was nicht ohne Folgen bliebe.

In der folgenden Veranstaltungsstunde trägt er den Originaltext der von Jaques Turgot entwickelten These über die Ertragskraft eines Ackers vor, dem eine unterschiedliche Zahl an Bearbeitungen zugeführt wird. Mit beeindruckender Klarsicht hat Turgot bereits vor zweihundertfünfzig Jahren erkannt, dass die Ertragskraft eines Ackers mit steigernder Zahl der Bearbeitungen nicht nur einfach weiter zunimmt, sondern zunächst progressiv (wie wir es heute nennen). Ab einem bestimmten Punkt, wo der Ertrag – relativ zum Aufwand – am höchsten ist (im Ertragsoptimum), nimmt der Ertrag aber nur noch regressiv zu, also mit abnehmenden (aber immer noch positiven) Zuwachsraten.

Geradezu genial seine Erkenntnis, dass es auch einen Punkt gibt, bei dem der Ertrag nicht nur absolut am höchsten ist (im Ertragsmaximum), sondern bei dem bei weiterer Steigerung der Bearbeitungen der erzielte Gesamtertrag rückläufig wird. Die Grenzraten werden negativ!

Im Weiteren geht Prof. Accola auf das bis heute so erfolgreiche Prinzip Konkurrenz ein und in diesem Zusammenhang auf den ihr innewohnenden Drang zum immer grösser Werden.
Der Drang nach Grösse impliziert den Zwang zum Wachstum.

Nicht nur Bäume wachsen, auch der Wald wächst!

Nicht nur einzelne Unternehmen wachsen, auch die Volkswirtschaft als Ganzes wächst!

Daraus entsteht das sich widerstreitende Dilemma aus einzelwirtschaftlicher und gesamtwirtschaftlicher Betrachtungs- bzw. Handlungsweise. Die Interessen des Einzelnen stossen sich am Interesse des Gesamten – und umgekehrt.

Sodann demonstriert Prof. Accola am Beispiel des Sozialprodukts Deutschlands, zu welch überraschenden Aussagen eine Wachstumsrate von zum Beispiel drei bis vier Prozent (bedeutet Verdoppelung des Sozialprodukts etwa alle zwanzig Jahre) führen kann, wenn man nur konsequent genug weiterrechnet: Von gegenwärtigen 3000 Milliarden Dollar auf unvorstellbare 48000 Milliarden Dollar nach vier Verdoppelungen, in achtzig Jahren also. Ein Ergebnis, das die Kinder seiner Studis noch erleben würden – und zu verkraften hätten!

Geradezu grotesk wirken die Ergebnisse, wenn die gleiche Verdoppelungsrechnung auf “chinesische” Verhältnisse, mithin von sieben bis zehn Prozent jährlichem Wirtschaftswachstum (Verdoppelung alle sieben bis zehn Jahre) angewendet wird. Sie würde sich im gleichen Zeitraum (von achtzig Jahren) zu einer Vertausendfachung (!!) des aktuellen Sozialprodukts in Höhe von 5000 Milliarden Dollar hochkatapultieren.
Aber bereits in einer Generation, in 25 bis 30 Jahren also, hätte China das gegenwärtige Sozialprodukt des gesamten Erdballs deutlich übertroffen!

Aber was nicht mitwachse, sei die Kapazität der Erde, aus der das alles herausgepresst werden müsse, so abschliessend beinahe beschwörend Prof. Accola.

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